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Ohne Medical Training –Wie verhalte ich mich gegenüber dem Vierbeiner, wenn ein Spontanbesuch beim Tierarzt oder beim Hundefrisör ansteht?
Jeder Hundehalter wird mit seinem Vierbeiner schon mal in eine Situation gekommen sein, wo ein spontaner Tierarztbesuch anstand. Dafür können viele Ursachen im Raum stehen, wie z.B. ein Unfall, eine plötzliche und vielleicht auch ernsthafte Erkrankung. Erstrebenswert wäre in dieser Situation, dass der Vierbeiner so viel Erfahrung im Medical Training besitzt, dass durch einen spontanen Tierarztbesuch kein Stress in ihm ausgelöst wird. Leider sieht die Realität meist ganz anders aus, denn viele Hunde erhalten kaum bzw. gar kein Medical Training.
Wie verhalte ich mich als Halter, wenn das Medical Training kaum stattgefunden hat bzw. versäumt wurde?
Viele Hunde werden nicht bzw. nur ungenügend durch Medical Training auf Tierarztbesuche oder Pflegemaßnahmen (z.B. Hundefrisör) vorbereitet. Gerade Hunde, die darauf nicht trainiert wurden, geraten bei vorgenannten Maßnahmen (Tierarzt) in ein erhebliches Stresslevel. Vor dem Besuch sollte sich daher frühzeitig überlegt werden, ob der Termin nicht besser erstmal verschoben wird, damit der Vierbeiner durch ein gezieltes Medical Training darauf vorbereitet werden kann. Dadurch wird der Stress für den Hund erstmal vermieden bzw. nach Absolvierung des Trainings sehr gering gehalten.
Zuerst muss eine dauerhafte Evaluierung des Stresslevels erfolgen. Daher muss der Vierbeiner immer vor Beginn einer Pflegemaßnahme (z.B. Krallen schneiden) oder vor dem Besuch bei einem Tierarzt evaluiert werden, um zu beurteilen, ob sich an der Situation etwas ändert. Einen guten Hinweis hierfür liefert, ob der Vierbeiner in der jeweiligen Situation Futter zu sich nehmen kann. Dafür eignet sich aber kein Leckerli, sondern eher ausgewähltes Essen wie Käse, Wurst.
Nimmt der Hund das Futter an, so kann mit der Behandlung (z.B. Tierarztbesuch) fortgefahren werden. Allerdings rate ich hierbei, ganz genau das Verhalten des Vierbeiners zu beobachten. Über die Körpersprache des Hundes kann der Besitzer nämlich auch Rückschlüsse über den aktuellen Stresslevel ziehen. Reißt der Vierbeiner das dargebotene Futter aus der Hand, so ist das als Warnsignal zu verstehen, dass aktuell der Stresslevel steigt. In diesem Fall ist es Empfehlenswert, den Vierbeiner in erhöhtem Maße für sein kooperatives Verhalten zu belohnen.
Nachfolgend ein Beispiel für ein Medical Training mit Unterstützung von Kooperationssignalen zur Verabreichung von Augensalbe könnte wie folgt ablaufen:
Der Halter gibt dem Vierbeiner ein Handsignal (Kinntarget-wurde bereits trainiert) „Linke Hand wird dabei waagerecht zur Schnauze mit dem Handrücken nach unten zum Hund gehalten“, der dann für mindestens 6 Sekunden sein Kinn in die Hand legt und dabei verharrt. In dieser Position/Situation sollte der Vierbeiner verbleiben auch wenn der Halter sich nun mit der rechten Hand, in der sich die Augensalbe befindet, dem Auge nähert. Mit dem Daumen der linken Hand und dem Handrücken der rechten Hand wird nun das Lid gespreizt, damit die Augensalbe hineingebracht werden kann.
Training in kleinen Schritten erklärt:
- Kommando Kinntarget – Abfrage + Belohnung nach 5 Sekunden
- Beim Kinntarget bewegt der Halter seine rechte Hand ca. 15 cm über dem Hundekopf und der Vierbeiner sollte die Position mind. 5 Sekunden halten
- im nächsten Schritt wird der Abstand der Hand zum Kopf des Hundes Step-by-Step verkürzt, bis die Hand den Schädel des Hundes berührt
- danach wird das Kinntarget verlangt und der Daumen der linken Hand bewegt sich zum Augenlid, spreizt es und hält es ca. 5 Sekunden (die Zeit sollte schrittweise von 1 bis 5 Sekunden gesteigert werden)
- dann wird der rechte Handrücken hergenommen, der das Oberlid nach oben und der Daumen der linken Hand das Unterlid nach unten zieht (schrittweise wird die Zeit von 1 bis 5 Sekunden gesteigert)
- nun wird der Abstand der Augensalbe zum Hundekopf Schritt für Schritt verkürzt bis die rechte Hand den Kopf des Hundes berührt
- im Anschluss wird das Kinntarget verlangt, wo der Handrücken der rechten Hand das Oberlid nach oben zieht und dabei hat der Halter die Augensalbe in der Hand – der Daumen der linken Hand spreizt das Augenlid nach oben (Schrittweise Steigerung von 1 sec. Bis 5 sec.)
- Gleiches Vorgehen wie im vorgenannten Schritt und nun wird aber etwas Augensalbe ins Auge gegeben
So könnte eine Trainingseinheit aussehen, ist aber individuell von dem jeweiligen Vierbeiner abhängig. Im Zweifelsfall kann sich jederzeit Hilfe von Fachpersonal (Hundetrainer) geholt werden, der sich mit der Körpersprache eines Hundes auskennt.
Fand das Medical Training gar nicht oder nur ansatzweise statt und der Besuch eines Tierarztes ist unumgänglich, muss der Hund für die notwendige Maßnahme festgehalten werden. In diesem Falle ist es wichtig, dass die Lernerfahrung, die der Vierbeiner in dieser Situation sammelt, sich nicht negativ manifestiert. Der Hund sollte während der Behandlung so festgehalten werden, dass er sich nicht durch Abwehrbewegungen aus der unerwünschten Lage befreien kann. Schafft er es dennoch, so wird er sich einprägen, dass wenn er nur genug zappelt, es sich für ihn lohnt. Das Fazit wäre, dass er zukünftig zu noch heftigeren Abwehrbewegungen tendiert. Deswegen sollte der Vierbeiner erst in der Situation losgelassen werden, wo er still hält. Lernerfahrung: Sitze ich still, so lässt mich mein Halter los.
Daher sollten Übungseinheiten immer in kleinere Schritte eingeteilt werden und beim Stillhalten, der Hund losgelassen werden. Dabei manifestiert sich bei dem Vierbeiner, dass sich das Stillhalten lohnt. Allerdings können durch das Training nicht unangenehme Empfindungen, die der Hund in der jeweiligen Situation (z.B. Tierarztbesuch) empfindet, ausgeblendet werden. Daher sollte immer ein vorbeugendes Medical Training durchgeführt werden.
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